Teil 9: „Zwischen Masken, Kälte und Lärm“

von | Aug. 3, 2025 | Mein Weg

„Manchmal tragen wir Masken, nicht um uns zu verstecken – sondern weil wir glauben, dass uns sonst niemand versteht.“

„Zwischen Masken, Kälte und Lärm“

Verkleidet in der eigenen Welt

Der Alltag ging weiter. Mein Vater ging wieder zur Arbeit und ich hatte zum Glück frei. Ich blieb so gut es ging Zuhause.
Draußen verfolgte mich die ständige Angst – und wenn ich dann mal nach draußen ging, habe ich mich verkleidet.

Ich habe sogar mein Gesicht schwärzlich verschmiert und komplett einen anderen Klamotten-Style getragen.

Ich sagte allen, die mit mir ständig abgehangen sind, dass ich nicht mehr kiffe. Da ich sehr viel gekifft habe, um mich zu therapieren, glaubten sie mir nicht.
Sie lachten jedes Mal und sagten: „Komm schon Pascal, du kiffst bestimmt noch im Keller ganz alleine. Du kannst nicht einfach so aufhören.“

Ein neuer Anfang?

Die Zeit verging – ich weiß nicht mehr alles. Ich begann eine Ausbildung bei der Gemeinde als Betriebsfachmann Unterhalt.
Mein Vater hatte diesen Ausbildungsplatz für mich gefunden.

Ich konnte mich als Kind nie nur auf eine Sache konzentrieren – mein ADHS ließ das kaum zu. Außerdem hatte ich bis dahin ganz andere Herausforderungen im Leben,
sodass Schule oder Arbeit weit weg schienen.

Die Last der Erwartungen

Ich fühlte mich allein. Verloren.

Von meinem Vater hörte ich oft nur, wie anstrengend Arbeit sei – und dass man umso mehr Steuern zahlen muss, je mehr man verdient.
Ich sah, wie müde er jeden Abend nach Hause kam. All das wollte ich nicht.

Ich freute mich überhaupt nicht, dass ich jetzt eine Lehre machen sollte.

Mitten im Lärm – innerlich leer

Ich zog in eine Wohnung im gleichen Stockwerk wie mein Vater. Mein Ausbildungsplatz bei der Gemeinde – draußen in der klirrenden Kälte,
bei größter Hitze, bei Regen, mit lärmenden Maschinen – war für mich mit ADHS extrem anstrengend.

Ich meldete mich oft krank – und mir ging es auch wirklich oft nicht gut. Vor allem psychisch. Aber das hat leider niemand bemerkt. Oder es hat niemanden interessiert.

Irgendwie mogelte ich mich durch – und habe die Lehre bestanden. Die einzige Motivation war: Ich verdiente mein eigenes Geld und konnte mir Dinge leisten.

Ein Schritt zurück?

Nach einer gewissen Zeit ging ich wieder nach draußen. Mich interessierte, was meine alten Kiffer-Kollegen so trieben.

Ich traf ein paar von ihnen. Sie fragten mich, ob ich Lust hätte, mit in eine große Disco zu einer Party zu kommen:
„Da lernen wir hübsche Mädchen kennen – und es läuft super cooler Sound.“

Ich dachte: Cool, da bin ich dabei.

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