Teil 1: „Einzelkind verloren in der Dunkelheit“
„Ich bin nicht das, was mir passiert ist. Ich bin das, was ich entscheide zu werden.“
– Carl Gustav Jung

Ein Kindheitstrauma beginnt
Manche Geschichten beginnen nicht mit Liebe und Geborgenheit – sondern mit Schmerz. Nicht jede Kindheit ist ein sicherer Ort. Meine begann mit einer tiefen Sehnsucht nach Nähe und Schutz – doch stattdessen traf ich auf Kälte und Gewalt. Ich war noch sehr klein, als sich mein Leben in eine Richtung bewegte, die ich damals nicht verstehen konnte. Aber mein Herz hat jedes Detail gefühlt – und manche dieser Gefühle tragen bis heute in mir nach.
Gewalt von der eigenen Mutter
Ich war noch ein Baby, als ich regelmäßig von meiner Mutter geschlagen wurde – einfach, weil ich viel weinte. Es war nicht das Weinen eines trotzigen Kindes, sondern der Ausdruck von Hilflosigkeit, von Schmerz, von Hunger nach Liebe. Doch anstatt Trost zu finden, lernte ich Angst. Irgendwann wurde es zu viel. Sie musste uns verlassen, nachdem sie mich wiederholt misshandelt hatte. Zurück blieb ich – mit der Frage, was an mir so falsch war, dass man mich nicht lieben konnte.
Der Weg ins Kinderheim
Mein Vater brachte mich daraufhin in ein Kinderheim. Der Weg dorthin fühlt sich in meiner Erinnerung unendlich an. Vielleicht, weil er sich für mich wie eine Art Abschied anfühlte – obwohl ich noch kaum begreifen konnte, was da eigentlich passierte. Ich erinnere mich an den Geruch im Auto, an das mulmige Gefühl im Bauch, an die stille Hoffnung, dass doch noch alles gut wird.
Wenn ich an das Kinderheim denke, sehe ich mich selbst draußen in der Dunkelheit. Ich stehe alleine, mein Kopf ist gesenkt, mein Schatten vor mir. Es ist ein Bild, das sich tief eingebrannt hat. Was ich damals empfand, war keine kindliche Angst – es war Leere. Eine Leere, die so schwer ist, dass sie mich auch heute noch manchmal erdrückt. Eine Leere, die kein Spielzeug, kein Lächeln und kein tröstendes Wort je füllen konnte.
Immer wieder Abschied
Jedes Mal, wenn mein Vater mich am Wochenende wieder zurück ins Heim brachte, weinte und schrie ich. Mein Herz schmerzte auf eine Weise, die ich kaum beschreiben kann. Ich fühlte mich, als würde ich erneut verlassen werden. Immer und immer wieder. Ich klammerte mich an ihn, als wäre er das Letzte, was mich noch mit der Welt verband – und jedes Mal riss es mir den Boden unter den Füßen weg.
Einsamkeit im Heim
Obwohl viele Kinder im Heim waren, fühlte ich mich allein. Im Stich gelassen. Nicht gesehen. Ich suchte verzweifelt nach jemandem, der mir sagte: „Du bist wertvoll. Du bist nicht schuld.“ Doch diese Worte kamen nie. Stattdessen lernte ich, zu schweigen. Meine Gefühle zu verstecken. Zu funktionieren, um nicht noch mehr Schmerz zu spüren.
Tränen beim Schreiben
Heute, viele Jahre später, fällt es mir nicht leicht, diese Worte zu schreiben. Während ich das hier aufschreibe, steigen mir die Tränen in die Augen. Und doch ist es ein Teil meiner Geschichte. Ein Teil, der mich geprägt hat. Vielleicht schreibe ich das auch für mein inneres Kind – das damals so sehr nach Liebe, Trost und Nähe gesucht hat. Ein Kind, das lernen musste, allein zu überleben, wo eigentlich Schutz hätte sein sollen.
Für alle, die Ähnliches erlebt haben
Ich weiß, dass ich mit dieser Geschichte nicht allein bin. Vielleicht liest das jemand, der ähnliches erlebt hat – und spürt: Du bist nicht allein. Wir sind nicht allein. Es gibt Menschen, die verstehen. Es gibt Hoffnung. Und es gibt Wege, den eigenen Schmerz in Stärke zu verwandeln. Vielleicht beginnt genau hier ein neuer Abschnitt – mit Mitgefühl, mit Heilung, mit Verbindung.
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