Teil 10: Das Viertel, das mein Leben veränderte
„Manche Nächte fühlen sich an wie Unendlichkeit – bis der Morgen kommt und dich zurückholt.“

Die Zeit des Aufbruchs
Wir waren jung. Zwischen 16 und 18. Das Leben schien grenzenlos, und die Nächte gehörten uns. Es war die Zeit des Ausgehens – und ich liebte es. Mit ein paar Freunden aus meinem alten Kollegenkreis zog ich nun regelmäßig los. Mal mit dem Zug, mal mit der Vespa, und wenn wir Glück hatten, mit dem Auto.
Schon am Nachmittag begann das Ritual: Alkohol einkaufen, trinken, lachen, Pläne für den Abend schmieden. Ich tat so, als sei ich völlig unbeschwert. Doch im Hinterkopf saß immer noch der Schatten meines schlimmsten Erlebnisses – und die Angst, dass ich diesen zwei Menschen von damals wieder begegnen könnte.
Das erste Mal in der Disco
Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen. Wir standen in der Schlange, und ich hoffte einfach, dass wir reinkommen. Wer zu betrunken war, wurde abgewiesen. Wir schafften es hinein. Drinnen verschmolzen Lichtblitze, Bässe und Stimmen zu einem Rausch. Wir bestellten etwas zu trinken, lachten, und dann kam dieser Moment.
„Hast du was für mich?“, fragte einer meiner Freunde den anderen.
„Klar“, antwortete er – und dann wandten sie sich an mich.
„Hey, wir haben was richtig Geiles. Wenn du das nimmst, bist du voller Glück, frei von allem. Tanzen wird leichter, du wirst dich fühlen wie im Paradies.“
Ich war neugierig. Unglaublich neugierig.
„Aber das darf niemand sehen“, flüsterten sie. „Es ist illegal.“
Wir gingen auf die Toilette, und sie zeigten mir kleine, bunte Pillen. „Vier Stunden absolute Glückseligkeit“, sagten sie.
Versuchung und Respekt
In meinem Kopf liefen zwei Filme gleichzeitig. Der eine zeigte mich tanzend, lachend, frei. Der andere erinnerte mich an die Worte meines Vaters:
„Pass auf. „Ich kenne Menschen, die daran gestorben sind.“
Doch dann nahmen die anderen ihre Pillen, lachten und sagten: „Schau, wir nehmen die schon länger, wir leben alle noch, da passiert nichts. Wir haben einfach eine richitg geilen Party Abend, mit Mädels und geilem Sound.
Ich überlegte kurz und sagte „Ja, ich bin dabei“.
Aber aus Respekt und Vorsicht zerbrach ich die Pille in vier Teile – und nahm nur ein Viertel. Den Rest habe ich wieder in das Grip gelegt und in meiner Hose verschwinden lassen.
Der Rausch
Es war wie eine Explosion aus Freude. Die Musik war nicht nur zu hören – sie war in meinem Körper, in meinem Herzschlag. Ich tanzte, flirtete, lachte. Alles fühlte sich leicht an, wie in einer Welt ohne Sorgen.
Doch als wir die Disco verließen, war es plötzlich still. Ich wollte nicht, dass die Nacht endet. Ich fühlte mich hellwach, voller Energie.
Meine Freunde hatten in dieser Nacht 5 bis 7 Pillen genommen. Ich staunte. Mir hatte ein Viertel gereicht.
Vier Jahre im Partyrausch
Aus diesem einen Abend wurde ein Lebensstil. Jedes Wochenende war ich unterwegs. Manchmal zwei Tage am Stück, in immer größeren und bekannteren Discos. Ich lebte für diese Momente – für den Rausch, für das Tanzen, für das Gefühl, dazuzugehören.
Unter der Woche arbeitete ich als Hauswart – ein Job, den ich wirklich gut fand. Aber eigentlich zählte nur eins: Das Wochenende. Die Nacht. Die Musik. „Es war bis dahin die schönste Zeit meines Lebens.“
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