Teil 17: „Das erste Mal Ritalin / Concerta“

von | Aug. 31, 2025 | Mein Weg

„Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben, sondern trotz der Angst den nächsten Schritt zu gehen.“

ADHS Ritalin Medikamente, Computer, Unsicherheit

Die erste Kapsel – und meine Angst

Ich erinnere mich noch genau an diesen Tag.
Es war Mittag, etwa 12 Uhr. Ich saß vor meinem Computer, stellte die Kamera an und legte mein Concerta vor mich hin. Ich wollte ein Video aufnehmen – einfach, falls etwas passieren würde. So groß war meine Angst.

Ich nahm die Kapsel, sprach ein paar Worte in die Kamera: „Das ist das erste Mal, dass ich Ritalin nehme. Ich bin gespannt, wie es wirken wird.“
Dann wartete ich.

Die ersten Wirkungen

Nach etwa 30 Minuten spürte ich, wie sich etwas verändert.
Mein Fokus wurde stärker. Mein Herz schlug schneller. Ich bemerkte, wie sich mein Verhalten änderte. Ein Tunnelblick baute sich auf.

Um mich abzulenken, startete ich einen Minecraft-Stream auf Twitch.
Doch das Chatten mit Zuschauern bekam ich kaum noch mit – ich war so tief im Spiel, dass alles andere ausgeblendet war.

Es war faszinierend – aber auch beängstigend.

Nebenwirkungen und Zweifel

Nach einiger Zeit spürte ich Bauchschmerzen, die ich bisher nicht kannte. Ich vermutete, dass sie vom Medikament kamen. Die Wirkung hielt lange an – zu lange.

Als sie nachließ und ich wieder zuhause bei meiner Familie war, merkte ich, wie ich plötzlich unruhiger wurde. Um das auszuhalten, nahm ich am Abend oft noch eine Kapsel – auch um 17 Uhr. Doch das war ein Fehler. Denn die Wirkung hielt dann bis 2 oder 3 Uhr morgens an.

Ich sprach mit meiner Psychologin darüber, und sie änderte die Dosierung. Trotzdem ging es mir mit Concerta meistens schlecht. Übelkeit, Unruhe – ich kämpfte jeden Tag.

Wechsel zu Medikinet

Weil es nicht besser wurde, wagte ich den nächsten Schritt.
Meine Psychologin verschrieb mir Medikinet – und das war eine große Erleichterung.

Heute nehme ich es immer noch. Ich kann es flexibel dosieren – drei- bis viermal täglich 10 mg – und es passt deutlich besser zu meinem Alltag.

Fortschritte in der Wiedereingliederung

Parallel dazu ging meine Wiedereingliederung im dritten Arbeitsmarkt weiter. Ich steigerte mich auf 50%. Beim Abschlussgespräch bekam ich gutes Feedback, und mein IV-Berater erklärte, dass er mich nun bei der IV fix anmelden möchte.

Doch ich wehrte mich. Ich wollte nicht vorschnell aufgeben und in die Rente gedrängt werden. Vielleicht schaffe ich doch mehr.

Also überarbeiteten wir meine Bewerbungsunterlagen und begannen, nach einer Stelle auf dem regulären Arbeitsmarkt zu suchen – 50 bis 60 %. Und tatsächlich: Ich bekam einen Job.

Der erste Job auf dem regulären Arbeitsmarkt

Der Arbeitsweg dauerte 30 Minuten, aber ich gab mein Bestes.
Die Aufgaben waren einfach, fast wie für einen Lehrling. Wahrscheinlich wollten sie mich nicht überfordern. Mein Lohn kam ohnehin weiterhin von der IV.

Nach drei Monaten hatte ich mich bis 60% hochgearbeitet. Ich war stolz – doch beim Feedback kam die Überraschung: Man hatte mehr erwartet und fand, ich hätte mich „wie ein Lehrling“ verhalten.

Das tat weh, aber ich akzeptierte es.

Die Anmeldung bei der IV

Mein IV-Berater sagte:
„Pascal, du hast alles gegeben. Ich weiß, du hast eine Familie. Aber ich muss dich jetzt bei der IV-Rentenprüfung anmelden. Ich wünsche dir und deiner Familie alles Gute.“

Ab diesem Moment war klar: Mein Weg würde anders weitergehen.
Ich wurde beim RAV angemeldet und hatte nun zwei Jahre Zeit, eine passende Stelle zu finden.

Fazit

Der Weg mit Medikamenten war für mich ein Wechselbad der Gefühle – zwischen Hoffnung, Fokus und Übelkeit. Concerta war nicht das Richtige, aber mit Medikinet habe ich endlich etwas gefunden, das mir hilft.

Und auch beruflich habe ich gelernt: Ich kann stolz sein, dass ich trotz allem nicht aufgegeben habe.

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Das könnte dich auch interessieren